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Meine persönlichen Eindrücke zur Honda FES125 S-Wing.

Update vom 05.03.2011

Wenn man dieses Gerät z.B. mit der Peugeot Satelis 125 oder der Aprilia Atlantic 125 vergleicht, werden die Unterschiede erst beim zweiten Hinsehen deutlich.
Die  Satelis und die Atlantic sind tolle Roller, die sich vom ersten Moment sowohl von der Größe, als auch von der Haptik nur unwesentlich zu unterscheiden scheinen.

Man muss eine (oder heißt es "einen"?) S-Wing schon neben die anderen Roller stellen und alle drei ausgiebig Probe fahren, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.

Ich spielte zunächst mit dem Gedanken, mir eine Satelis zu kaufen. Aber schon bei näherer Inaugenscheinnahme, war mein erster Gedanke 'Boach, wat'n Plastikbomber'.
Die einfache 125er Satelis fährt sich sanft und weich, french-like eben, für mich nicht unangenehm, aber der Plastiklook ... nee, das gefiel mir nun echt nicht.
Als ich in den Satelis-Foren dann noch über Spritverbräuche bis zu 4,5 l/100km las, habe ich diesen Roller für mich erst mal abgehakt.

Weil ich selbst einige Jahre sehr erfolgreich mit einer Aprilia Atlantic 125 durch die Gegend fuhr (guckst du hier), habe ich mich dann für eine Probefahrt mit der S-Wing entschieden.

Danach wurde die S-Wing sofort bestellt und die Atlantic verkauft.

Im Vergleich zur Aprilia gewinnt das Wort "rollern" bei der S-Wing eine ganz neue Bedeutung.

Die Aprilia musste ich morgens immer etwas orgeln und warmlaufen lassen und dann brauchte sie noch einen Kilometer Fahrt, bis sie halbwegs rund lief.
Anders der, die, das S-Wing: Zündung einschalten, linke Bremse ziehen, Startknopf kurz drücken und das Dingen springt sofort an. Auch nach 3 Monaten Winterpause!

Und man kann sofort losfahren:

Natürlich habe ich mir den Rat des Verkäufers zu Herzen genommen, nicht sofort voll anzugasen, dann würde sich nämlich schnell der Auspuff verfärben und mich als Heizer outen.
Die elektronische Einspritzanlage und die Transistorzündung lassen jeden Horrorgedanken vor einem Kaltstart zur Geschichte werden, man merkt nach dem losfahren eigentlich gar nicht, dass die Maschine noch kalt ist - also Vorsicht, wenn man nicht warmlaufen lässt.

Einmal in Schwung, stellt man schnell die kinderleichte Wendigkeit fest.

Man hat förmlich Lust sich in jede Kurve zu legen. Selbst bei ganz engen Manövern, z.B. beim Wenden stößt der Lenker nicht vor's Knie, das Teil hat irgendwie eine eigenartige Leichtigkeit.

Die Aprilia war hier wesentlich schwerfälliger, ihr Motor klang unruhiger, schien mir aber zunächst etwas durchzugkräftiger und die Federung war für meine Vorstellung viel zu hart. Bodenunebenheiten, wie Gullideckel quittierte sie mit einem Klappern und die Stöße kamen spürbar durch.

Anders die Honda, der Motor klingt kernig, aber sauber und runder, die Federung ist sehr gut abgestimmt, das Cockpit liegt etwas höher und wirkt aufgeräumter und nach den ersten 200 km zeigte sich neben sinkendem Spritverbrauch auch eine zunehmende Durchzugkraft im unteren Drehzahlbereich.

Ok, fangen wir mal mit irgendwas an, z.B. mit dem eben erwähnten Cockpit:

Auch wenn die Sonne draufscheint und die Blinkanzeigen etwas spiegeln, so sind gerade diese Anzeigen so hell erleuchtet, dass man das Blinken selbst bei frontalen Sonnenbeschuss völlig problemlos wahrnehmen kann.
Die Tankanzeige zeigt den sinkenden Spritpegel recht gleichmäßig an, zum Tacho gibt es nichts besonderes hinzuzufügen, den Drehzahlmesser finde ich persönlich überflüssig und die Temperaturanzeige scheint mir direkter anzuzeigen, als die der Atlantic.

Auch im Dunkeln hat man alles im Griff:

Interessant ist der Bordcomputer. Neben der Uhr und der Gesamtfahrleistung gibt es in dem Display noch zwei unabhängige Tageskilometerzähler und die Anzeigen für den Verbrauch von l/100km und von Km/1l.
So gesehen - alles im Griff auf dem rollenden Schiff ...

Alles?
Nein, nicht alles, es wäre zu schön, wenn solch ein Roller keine Nachteile hätte. 

Gewöhnungsbedürftig ist z.B die über das Zündschloss zu öffnende Sitzbank:

Die Sitzbank ist sehr bequem und wirkt solide genug, um auch schwergewichtige Fahrer für lange Zeit einigermaßen verschleißfrei zu überstehen.
Relativ doof ist jedoch der zu klein geratene Stauraum, meinen Schuberth-Concept kriege ich da jedenfalls nur mit viel Gottvertrauen rein. Hier wären ein paar Zentimeter mehr sicherlich kein all zu großer Kostenfaktor gewesen.

Es wäre wirklich schön, wenn die S-Wing rundherum mit Überlegung geplant geworden wäre, leider hat sie auch einige Nachteile, die man vor dem Kauf beachten sollte.

In einigen fragwürdigen Zeitschriften berichten Autoren, dass der "großzügige" Stauraum locker zwei Helme aufnehmen kann. Das ist schlichtweg Schwachsinn. Einen Jethelm kann man bedenkenlos verstauen, dann ist aber auch schon Ende im Gelände.
Der Stauraum der Aprilia Atlantic 125 ist größer. Da passt zwar auch nur ein Helm rein, der darf dann aber auch ruhig von einem Dickschädel sein.

Das Zündschloss - das ist leider eine echte Katastrophe. Ich denke man sollte solche Konstruktionen nicht gerade den Auszubildenden im ersten Lehrjahr überlassen.
Entweder springt statt der Sitzbank der Tankdeckel auf, oder man bekommt die Lenkersperre nicht gelöst, oder das Dingen hakt manchmal einfach derartig, als ob die Teile von Reisbauern aus Nordkorea hergestellt worden wären.

Na ja und der Mitteltunnel ist auch irgendwie kein designerpreisverdächtiger Wurf:

Wenn man den Bock besteigt, muss man Acht geben, dass man mit dem Schuhwerk nicht gegen den Lack haut, ich finde auch die Kunststoffoberseite ist ziemlich empfindlich, wenn man mit der Schuhsohle darüber streift.

Der Ablageplatz für die Füße ist ergonomisch ein einziges Desaster. Du stellst deine Füße unten vor die senkrecht aufsteigende Innenverkleidung. Bei längeren Fahrten finde ich das unbequem, da möchte man mit seinen Füßen weiter nach vorne und sie bequem auf einer Schräge abstellen.
Hier sieht man im Vergleich zur Aprilia was ich meine:

Im Stadtverkehr, oder auf kurzen Strecken stört das nicht, aber spätestens auf der Landstraße oder auf der Autobahn kommt dann Ärger auf.
Hier muss ich einfach sagen, dass ist schlampig und unüberlegt geplant. Bei der Aprilia Atlantic konnte man auf längeren Fahrten seine Stelzen wesentlich angemessener vorne abstellen.

Ein weiteres Manko ist die Montage-Platte für ein Top-Case.

Während bei der Aprilia eine gelochte, mit Abdeckplatte versehene Halterung dem geneigten Nutzer auch den Kauf eines Standard-Top-Cases ermöglichte, muss hier schon passendes Material zu entsprechend unpassenden Preisen beschafft werden.

Wenn man diese Alu-Halterung selbst durchbohren will, muss man zuvor schauen, ob da nicht irgend eine Verstärkungsstrebe übel im Weg liegt:

Wenn man sich mit diesen Nachteilen arrangieren kann, dann findet man auch einige Schmankerl, wie die ausklappbaren Fußrasten ganz gut:

Jedenfalls, bis man sie durch seine Sozia das erste Mal benutzt. Danach finden sich schnell Spuren der Schuhspitzen an Kunststoffverkleidung oder am Lack.

Nach über einem Jahr S-Wing-Rollerei habe ich mich im Wesentlichen mit diesen Nachteilen arrangiert, bis auf die Fußablage, die mich auch heute noch ärgert. Dafür hat man als Ausgleich aber einen sehr zuverlässigen und solide verarbeiteten Roller.

Dann war da noch der Spritverbrauch.
Honda gibt keine Verbrauchswerte an. Aber schon in der Einfahrphase komme ich bei überwiegendem Stadtverkehr, vielen Ampeln und Kurzstrecken mit 3,3 Liter auf 100 Km aus. Zumindest laut Bordcomputer.
Dieser Verbrauch scheint mir moderat. Er ist bei mir etwas höher, als der Bordcomputer einem weismacht, liegt mit 3,4 L/100 km im Stadtverkehr mit überwiegenden Kurzstrecken aber immer noch in angenehmen Grenzen.
Inzwischen haben mir einige S-Wing-Besitzer geschrieben, dass ihr Verbrauch deutlich unter 3 Liter liegt.
Ein Berliner S-Wing-Pilot berichtete mir, dass er 25 km bis zur Arbeit fährt und nur 2,8 L/100Km verbraucht. 

Immer wieder erreichen mich Anfragen zur Höchstgeschwindigkeit.
Die S-Wing ist ziemlich spritzig und daher ideal für den Stadtverkehr. Da spielt die Höchstgeschwindigkeit kaum eine Rolle.
Wenn man aber doch mal über die Autobahn fährt, erreicht man zügig die Marke von 100 km/h.
Gemächlicher geht's dann weiter bis 110-115 km/h, bergab mit Rückenwind auch schon mal 120 km/h.
In ganz seltenen Fällen kann es bei Steigungungen und starkem Gegenwind auch schon mal vorkommen, dass bei 105 km/h Schluss ist. Das habe ich aber erst einmal erlebt.
An LKW's bin ich bis jetzt noch immer locker vorbeigekommen, bei Reisebussen ist das aber nicht mehr so spaßig. Die dürfen schließlich 100 km/h fahren und viele Busse gehen hoch bis zum Toleranzwert.
Überholt hat mich allerdings noch keiner ...

Inzwischen habe ich die erste Inspektion nach 1000 km hinter mir. Honda-Heinen in Dortmund hat dafür 102,00 € berechnet und mir für die Zeit der Inspektion als Ersatzfahrzeug kostenlos eine Honda Lead überlassen.
Herzlichen Dank an dieser Stelle für den tollen Service.

Insgesamt kann ich nach einigen Jahren Aprilia Atlantic sagen, dass die Atlantic kein schlechter Roller war, bzw. ist. 
Allerdings hatte sie ein miserables Kaltstart- und Warmlaufverfahren. Die unzeitgemäße Vergasertechnik machte sie durstig und ein Verbrauch von über 4 l/km ist beim heutigen Stand der Technik nicht mehr akzeptabel.
Die Federung war mir persönlich zu hart, was bei schlechten Straßenverhältnissen zu unangenehmen Klappergeräuschen führte.
Ansonsten war die Atlantic stets zuverlässig, drehfreudig , sportlich und solide verarbeitet.
Ein Roller, den ich auch heute noch, abgesehen von den erwähnten Nachteilen, durchaus empfehlen kann.

Anders die S-Wing.
Die macht ebenfalls einen ordentlichen Eindruck. Die Nachteile mit Staufach, Zündschloss, Fußrasten usw. wirken sich mit der Zeit störend aus, man kann sich aber damit abfinden.
Dafür besticht die S-Wing mit Zuverlässigkeit und einem sehr ausgewogenem und stabilem Fahrverhalten. Die Optik macht was her, das Gerät ist überraschend handlich, der Motor ist drehfreudig und das Startverhalten einfach nur klasse.

Kurz, ein Roller mit "Ecken und Kanten", der aber fahrerisch zweifellos Spass macht.

Ach ja, dann war da ja noch die  Diskussion über den neuen Supersprit E10.
Den kann man mit der S-Wing anscheinend tanken, jedenfalls geht das aus der Honda-Homepage hervor.
Hier der Link zur Tabelle.

So, Leute, ich hoffe, ich konnte einen kleinen Eindruck über das Gefährt vermitteln. Wenn ihr Fragen habt, oder mehr wissen wollt, könnt ihr hier mit mir Kontakt aufnehmen.

Ulli

Was man sonst noch wissen sollte
werde ich hier in den nächsten Monaten zusammentragen und freue mich über jeden Tipp.

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